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Intervallbezeichnung: kleine Sekunde = -2, große Sekunde = +2, kleine Terz = -3, große Terz = +3, reine Quarte =4, übermäßige Quarte = T, verminderte Quinte = T, reine Quinte = 5, kleine Sext = -6, große Sext = +6, kleine Septim = -7, große Septim = +7, reine Oktave = 8, kleine None = -9, große None = +9. Intervalle, die größer als eine große None sind, werden als enge Intervalle innerhalb einer Oktave bezeichnet (z.B. eine große Terz + Oktave = +3)
Vorgehen: Notiere zuerst nur die Intervalle und übertrage diese anschließend auf die entsprechenden Töne. Versuche, die Zeit zwischen zwei erklingenden Tönen in zwei Abschnitte zu zerlegen: Sobald ein neuer Ton erklingt, notierst du so rasch wie möglich das gehörte Intervall zum vorangehenden Ton. Noch während der Ton weiterklingt, richtest du deine Aufmerksamkeit weg von der Vergangenheit und hin auf die Zukunft, also den nächsten zu erwartenden Ton. Dabei kann dir die Vorstellung helfen, jeden neuen Ton sogleich als »Grundton« zu hören. Jeder neue Ton vollzieht somit eine gedachte Modulation und wird so zum dominierenden Bezugspunkt, der die vorangeheneden Töne aus dem Gedächtnis verdrängt. Diese Fähigkeit zum schnellen Wechsel von Bezugstönen (»Grundtönen« im allgemeinen Sinn) ist ausschließlich eine Frage der Konzentration.
Hintergrund: Während es bei den Tonstufen darum geht, die Töne nicht direkt aufeinander, sondern auf einen Grundton zu beziehen, geht es hier genau um das Gegenteil: Jeder Ton soll nur jeweils auf den nächsten Ton bezogen werden, einen Grundton gibt es nicht. Töne klingen immer irgendwie in unserem inneren Ohr nach. Beim bewussten Hören und Singen atonaler Musik können zuvor erklungene Töne die unmittelbare Wahrnehmung nachfolgender Töne stark verzerren. Wir müssen in der Lage sein, alte Töne sozusagen »temporär auszublenden«, zu vergessen, damit wir den jeweils neuen Ton möglichst unverzerrt, »neutral« wahrnehmen (das ist natürlich utopisch, aber als Idealvorstellung sinnvoll).
Selbstständiges Üben:
1.) Singe die notierte Intervallreihe vom Blatt, kontrolliere am Klavier oder mit deinem Instrument. Oktaviere Töne, wenn sie zu hoch oder zu tief liegen. Diese Übung ist einfacher, wenn du die Töne paarweise und dabei jeden Ton zweimal singst; einmal als Ziel, einmal als Anfang einer Zweitonphrase (singe z.B. A-B, B-C, C-D usw.). Wenn dir das fließend und ohne Fehler gelingt, singe jeden Ton nur noch einmal, aber in langsamem Tempo. Es ist wichtig, den nächsten Ton jeweils innerlich vorzubereiten. Singe nicht weiter, solange du den nächsten Ton nicht innerlich hörst. Erst dann, wenn der Ton »zu dir kommt«, singst du ihn (Konzentrationsaufgabe).
2.) Wenn du mit 1.) Probleme hast: Versuche, jeden neuen Ton als Grundton einer Dur- oder Moll-Tonleiter aufzufassen. Hierfür spielst du blind einen beliebigen Ton am Klavier. Singe sofort von diesem Ton ausgehend z.B. folgenden Ausschnitt einer Dur- oder Moll-Tonleiter:
1-2-3-4-5-3-1
3.) Wenn dir dies gelingt, wende es auf Übung 1.) an: Singe einen der obenstehenden Tonleiterausschnitte vom ersten Ton ausgehend, anschließend das gewünschte Intervall. Dann wiederholst du dasselbe von jedem neuen Ton aus: zuerst den Tonleiterausschnitt, dann das gefragte Intervall. (Je nachdem, ob ein großes oder kleines Intervall auf- oder abwärts gesungen werden muss, ist die Dur- oder Moll-Tonleiter sinnvoller. Das kannst du selber herausfinden, indem du die Intervalle der einzelnen Töne einer Dur- und Moll-Tonleiter zum Grundton untersuchst.)